Endlich wieder MiniKon
Arnsberg im Sauerland. Zweiter Tag der MiniKon 8. Frühstück im Speisesaal.
Eine Frau vom Nebentisch kommt zu unserem Sechsergrüppchen und fragt: „Und ihr seid also Hebammen?“
Kurz irritiertes Schweigen. „Nein, warum?“
„Weil ich gehört hab, wie ihr gestern von Krankheiten gesprochen habt.“
Noch einmal irritiertes Schweigen, dann schallendes Lachen. Sind wir jetzt also wirklich in dem Alter, in dem wir zu lang über Krankheiten reden?
Viele neue Wege
Keine Sorge, wir hatten auch andere Themen als Migräne und Magenschmerzen. Aber noch etwas zeigte sich ganz deutlich, was vermutlich auch mit uns als gut ausgebildeten Frauen über vierzig, mit oder ohne Familie, zu tun hat: Wir orientieren uns um. Wir überlegen, ob wir wie bisher als selbstständige Übersetzerinnen weitermachen, unser Angebot erweitern – oder gar einen ganz neuen Weg einschlagen möchten.
Eine der treuen MiniKonlerinnen hat inzwischen eine Festanstellung und ist ganz glücklich damit. Eine zweite macht ihren Master in Rechtswissenschaften. Eine dritte arbeitet in der IT. Eine vierte hat sich Richtung SEO-Transkreation umorientiert, eine fünfte schreibt Romane.
Außerdem war da ja auch noch Corona, was uns so lange von einem Treffen abgehalten hat, dass wir kaum noch dachten, dass es jemals wieder stattfinden würde.
Viele neue Themen
Aber dank Katjas hartnäckiger Organisation fanden wir uns Anfang November 2022 im Sauerland wieder. Und dann war alles gleich wieder vertraut: Ein Seminarraum mit Beamer. Kaffee aus der Thermoskanne. Und Kekse (beste Ausrede übrigens, eine große Packung Herzen-Sterne-Brezeln zu kaufen: man isst sie ja nicht allein, wenn man sie zur MiniKon mitnimmt).
Unsere Struktur ist gleich geblieben. Jede von uns präsentiert ein Thema, das sie selbst gerade beschäftigt, und erzählt darüber. Die anderen stellen Fragen und ergänzen eigene Erfahrungen – in einer entspannten, respektvollen, freundschaftlichen Atmosphäre, in der sich selbst introvertierte Übersetzerinnen gern versammeln und exponieren.
Wir sprachen über SEO-Übersetzungen, Social-Media-Marketing für Freiberufler:innen, Wirtschaftskrise und Rezession, Podcasten, E-Learning, Verfahrensdokumentation und das Übersetzen von Kinderrätselbüchern. Bei Letzterem durften wir selbst – und durchaus erfolgreich – mitraten.
Zum ersten Mal hybrid
So genossen Sandra, Anja, Andrea, Katja, Ricarda und Petra diese Tage vor Ort, Samstagnachmittag holten wir aber dank Zoom auch noch Bettina, Heike und Monika hinzu, die uns zumindest für ein paar Stunden Gesellschaft leisten und etwas über ihre neuen Tätigkeitsgebiete erzählen wollten.
Und wie immer war das lange Wochenende viel zu schnell herum. Noch eine letzte Nase voll guter Sauerlandluft nehmen, alle einmal umarmen – und ab zum Zug. Im Gepäck viele schnell hingekritzelte Notizen und Gedanken, mit denen man sich in den kommenden Wochen noch genauer auseinandersetzen möchte.
Die nächste MiniKon wird wohl in anderthalb Jahren in Magdeburg stattfinden. Denn auch wenn wir uns zweite oder dritte Standbeine suchen, wird auch durch ein so zauberhaftes Kolleginnentreffen klar, wie sehr wir das Übersetzen eigentlich lieben und dass wir es wohl nie ganz aufgeben werden.
(Fotos von Sandra Rothweiler)