Etwas, das ich als von daheim arbeitende Selbstständige doch (ab und zu) vermisse, sind Kolleginnen. Man könnte sich in der Kaffeepause zusammenstellen, man könnte einfach mal quatschen oder auch beruflich sinnvolle Gespräche führen. Das kann kein Skype ersetzen.

Damit wir in unseren kleinen Bürohöhlen nicht ganz sonderbar werden (ich habe Leute von „Bürozwergen“ flüstern hören!), haben wir uns Anfang März zu einem Wochenende in Bad Tölz getroffen. Dort fand die zweite MiniKon statt – MiniKon2 eben. Wir: elf freiberufliche Übersetzerinnen aus ganz Deutschland, von Düsseldorf bis Leipzig, von Hamburg bis München, alle irgendwie miteinander bekannt über gemeinsame Projekte, Seminare und/oder ehemalige Arbeitgeber.

Denn genau darauf legt unser Konferenzchen Wert: Wir möchten den Rahmen überschaubar halten und achten darauf, dass sich jede Teilnehmerin aktiv einbringt. (Dass bislang keine männlichen Übersetzer dabei waren, ist reiner Zufall bzw. ihrer Seltenheit geschuldet.) Denn jede von uns weiß etwas, was die anderen nicht wissen und ihnen zumindest die Gelegenheit gibt, einmal über den Tellerrand zu schauen. (Zu einem Wortspiel mit Buchstabensuppe in unseren Übersetzertellern lasse ich mich jetzt nicht herab.)

Dieses Jahr schien mir die Scheu der Teilnehmerinnen viel geringer, ein Thema vorzuschlagen und einen Vortrag darüber halten zu müssen. Was bestimmt daran lag, dass vor anderthalb Jahren die meisten auch schon dabei waren und so die fabelhafte Gruppe größtenteils bekannt war. (Von der ersten MiniKon habe ich damals übrigens im ADÜ-Infoblatt berichtet.) Über zwei strahlende Neuzugänge, die uns ihre Fachbereiche Recht und Pharmazie in leuchtenden Farben ausmalten, durften wir uns trotzdem freuen.

Einen hysterischen Lacher bescherte mir zu Anfang die Verwaltung der Jugendherberge, in der wir übernachteten und einen Seminarraum gemietet hatten: Da ich Gymnastikmatten bestellt hatte, waren sie davon ausgegangen, dass wir das ganze Wochenende nur Gymnastik machen wollten. Nicht einmal Tische und Stühle hatten sie bereitgestellt. Für eine so krummrückige Gesellschaft eine nahezu absurde Vorstellung. Dennoch hatten wir auch an körperliche Betätigung gedacht, denn die Matten waren für eine Stunde Pilates vorgesehen: Sich einmal angenehm aller im Alltag bockig schweigenden Muskelgruppen bewusst werden. Schrecken konnte das niemanden mehr. Denn am Nachmittag zuvor hatten wir eine von zwei fidelen Erlebnispädagogen geleitete Schneeschuhwanderung auf die Schweigeralm unternommen. Der steile Weg lag weit außerhalb meiner Komfortzone, aber die kalte Bergluft, die schräge Nachmittagssonne auf goldbraunen Baumstämmen kurz vor dem Ziel und der stille Blick ins Tal waren die Anstrengung wert. Naja: „Still“ wäre er gewesen, wenn wir nicht auch bei großer Anstrengung ständig so viel gequatscht hätten. Aber dass wir so spät wieder unten waren, das hatte damit nun wirklich nichts zu tun!

Noch ein Blick auf die Vorträge und Themen, die wir dieses Jahr hatten. Da wir schon Donnerstag angereist waren, war unser Zeitplan recht entspannt, sodass nachher hoffentlich niemandem der Kopf dröhnte.

  • Suchmaschinenmarketing für die eigene Website: Was kann ich dafür tun, im Internet gefunden zu werden?
  • Vermögensschadenhaftpflichtversicherung: Welche Angebote gibt es, welche Vorteile bietet sie?
  • Software-Testing: Voraussetzungen, Vorgehensweisen, Erfahrungen
  • Maschinelle Übersetzung mit Beispielen aus der Praxis: Braucht’s des?
  • Preiskalkulation: Ein Dauerbrenner. Wie berechne ich den richtigen Wort-/Zeilenpreis/Stundensatz?
  • Übersetzungen für die Marktforschung: Mit Fokus auf die Pharmaindustrie
  • KfW-Gründercoaching: Was bringt es, für wen ist es geeignet, welche Modelle gibt es?
  • Direktkunde versus Agentur: Welche Vor- und Nachteile haben diese Auftraggebertypen?
  • Spracherkennungssoftware: Am Modell von Dragon Naturally Speaking

Mein Fazit: Die Seminar-Jugendherberge als Veranstaltungsort war eine gute Wahl. Raum, Technik, Unterbringung, Essen passten. Die Konferenztage waren entspannt und dennoch informativ, lustig und dennoch sachlich. Oder andersrum: Informativ und dennoch entspannt, sachlich und dennoch lustig. Unsere Idee hat sich bewährt, und ich bin gespannt, wie sich das Konzept weiterentwickelt. Denn Andrea und ich haben unser „Baby“ abgegeben: Die nächste MiniKon übernehmen Cora und Kirstin. Ich freue mich auf Erfurt.

Danke, dass ihr dabei wart: Anja, Anja, Bettina, Cora, Heike, Kirstin, Milena, Monika und Tanja. Und vor allem: Tausend Dank an dich, liebe Andrea, es war wieder eine Freude, die MiniKon mit dir zu organisieren!

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Nachtrag: Milena hat die MiniKon 2 auch mit einem sehr schönen Artikel im ADÜ-Nord-Infoblatt (Seite 11) verewigt.

  • 21. März 2012
  • Petra Hucke